Cote du Nord - unvollendeter Pfad in den einsamen Norden
Von Quebec City entlang der Küste des weiter werdenden Sankt Lorenz Stroms schlängelt sich durch weite boreale Wälder mit schönen kleinen Seen und Wasserfällen eine etwa 800 km lange Straße, Route 138. Parallel dazu läuft, auf der lokalen Karte zumindest, eine Art Autobahn, die Schneemobilpiste. Die Straße endet heute 30 km hinter Natashquan und soll weiter zumindest bis zur Grenze nach Neufundland verlängert werden. Die Schneemobilpisten führen deutlich weiter in den hohen Norden!
Früher wurde die Menschen hier vor allem durch Schiffe versorgt und so finden sich entlang der Küste, wie kleine Perlen, ehemalige Besiedlungen der legendären Pioniere. Hier lässt sich einiges Großartiges aber vor allem viele schöne Kleinigkeiten entdecken lassen und während ich schreibe merke ich erst so richtig, wie gut mir das Alles gefallen hat!
Direkt am Rand der Vororte von Quebec City befindet sich der mächtige „Chute de Montmorency“, der größte Wasserfall Quebecs mit 83 m Höhe. Wir hatten diesen Wasserfall schon von Quebec aus angesehen. Man kann über eine Hängebrücke den Montmorency River direkt über dem Wasserfall überqueren. Die Hängebrücke hatte es vor hundert Jahren schon einmal gegeben, die alten steinernen Brückenpfeiler sind erhalten. Die alte Brücke stürzte aber kurz nach der Errichtung ein und nahmen den Erbauer samt Familie mit sich. Auf der Ebene über dem Wasserfall gibt es Reste eines ehemaligen britischen Militärlagers und auf gespannten Seilen kann man über den Wasserfall auf die andere Seiten gleiten, ähnlich wie beim Abseilen.
Weiter auf der Küstenstraße finden sich im Hinterland die Gebirge des Charlesvoix. Unser Versuch, uns diese gebirgige Landschaft in der Gorge de Malbaie genauer anzusehen, endete bei einem voll besetzten Nationalpark, die letzte Erfahrung dieser Art, denn an dieses Wochenende war Ende der Saison (Jubel und Beifall!). Wir übernachteten dann direkt am Ufer des malerischen Sees Lac Naime auf einem zwar mit Wohnmobilen vollbesetzten, aber praktisch menschenleeren Dauercampingplatz. Man konnte auf einem Steg sitzen, prima baden und Wasserflugzeugen beim Starten und Landen zusehen.
Weiter nördlich bei Tadoussac mündet der Saguenay Fjord in den Sankt Lorenz Strom. Man muss diesen mit einer kleinen Fähre überqueren. Das zentrale Thema sind ab hier die Wale (siehe Extrablog), aber Tadoussac hat auch abseits davon eine tolle, entspannte Atmosphäre. Mehrmals haben wir hier glücklich und zufrieden vor einem kleinen Cafe gesessen und ganz in der Nähe gibt es riesige Dünen mitten am Meer, die die Kinder begeistert heruntergerannt sind.
Weiter im Norden kurz vor Baie Comeau, fanden wir abends eher durch Glück einen ehemaligen Anlegepier. Dieser ist zu einem Beobachtungsposten mit großem Pavillon umgebaut. Ein „Künstler mit Herz (laut Infotafel) hat die angrenzenden Inselchen mit zwei lebensgroßen Dinosauriern und einem Obelisken versehen und man konnte hier mit vereinzelten, netten Leuten einfach und schön übernachten. Hier an der Cote Nord ging das, das erste Mal während der ganzen Tour, endlich mal richtig unproblematisch. Wir erkundeten das Tidengeschehen um die kleinen Inseln und die Kinder sind ausgiebig auf den Dinos geritten.
Etwas weiter gibt es eine Halbinsel mit schönen, ostseeähnlichen, von Seevögeln wimmelnden Stränden, die zum Kaffeetrinken und Spazierengehen einluden.
Patricias Lieblingsplatz war das etwas nordöstlich von Baie Comeau gelegene Cap des Monts. Hier ließ sich auf einem kleinen Inselchen ein alter Leuchtturm mit seinen Kanonen (zur akustischen Warnung bei Nebel) besichtigen.
Der Campingplatz war, eine Bucht weiter in der Petite Anse San Augustin, direkt am Wasser, ein indianisches Steinmännchen grüßte nahebei. Über einen kleinen Weg kann man, einem Freilichtmuseum ähnlich, eine alte indianische Fischer- bzw. Trapperhütte besichtigen. Abends haben wir noch lange am Feuer gesessen, Würstchen gegrillt und vorgelesen.
Marks Lieblingsplatz kam dann bei Port aux Anglais- ein ganz langer und einsamer Strand mit schönen Kieferwäldchen im Hintergrund. Ganz in der Nähe das kleine Dörfchen mit dem Schiffbrüchigenmuseum, das Anfang 2016 ( also vor gut einem halben Jahr) wieder eröffnen wird...
Das kleine Holzfällerstädtchen Pentecote hat eine schöne Kirche. Darunter findet sich der kleine Hafen und gegenüber des Flusses eine lange sandige Nehrungszunge. Die verhärmten Gesichter der Pioniere auf den vielen interessanten Infotafeln zur Geschichte des Dorfes lassen dabei deutlich werden, dass das Leben hier nicht so einfach war, wie es heute bei Sonne erscheint. Ein historischer Trampelpfad führt zur Felsküste mit einer Reihe kleiner Sandbuchten.
Wenige hundert Kilometer weiter nähert man sich Sept Iles, der letzten etwas größeren Stadt. In Pointe Cartier haben wir direkt das Picnic am Wasserfall gepicknickt und in Sept-Iles selbst direkt an der Wasserfront den fischenden Basstölpeln zugesehen und auf der anderen Seite der Bucht noch einmal am Strand haltgemacht, stets vor uns die vorgelagert Inselwelt.
Wieder etwas weiter findet sich plötzlich, inmitten von Nichts, an einer Brücke eine richtig fette Touristeninfo. Man kann von hier auf beiden Seiten des Flusses auf einem zum Teil mit Holzbohlen versehenen Pfad die Stromschnellen und den Chute des Manitou besichtigen. Wasserkraft ist hier oben ein großes Thema.
Etwas weiter heißen die kleinen Orte Chester und Magpie und schließlich Longue-Pointe-de-Mingan als Ausgangspunkt zu den tollen Inseln des Mingan Archipels.... aber das ist eine andere Geschichte. Die letzten 150 bis 200 Straßenkilometer haben wir verweigert, man will ja auch noch mal wiederkommen.