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Rund um die Gaspesie

Eigentlich wollten wir mit einer kleinen Fährfahrt von Saint Simeon in die Gaspesie übersetzen, aber als wir am Fähranleger ankamen, sahen wir nur die Schiffsrücklichter. Irgendwie hatten wir uns verlesen und so mussten wir mit dem Auto den ganzen Weg bis Quebec City zurück, nur um dann endlich am Abend da anzukommen, wo die Fähre nach einer Stunde angelegt hätte: Im verregneten Städtchen mit dem malerischen Namen Trois-Pistoles (… es war einmal ein Seemann, dessen Geldbeutel vom Fluss mitgerissen wurde. Entsetzt schrie er: Da gehen Sie hin, meine 3 Pistolen; so haben wir jedenfalls die Namensgebung der Stadt aus unserem Routard-Reiseführer übersetzt). Immerhin fanden wir noch einen netten, eigentlich schon geschlossenen Campingplatz, so ist das Leben in der Nachsaison.

Der nächsten Morgen war dann schon wieder sonniger. Wir sind zunächst einen schönen Wanderweg, die Route de Porc-Pic, entlanggegangen, der immer wieder Blicke auf die felsige Küste eröffnete.

Die Küste wurde jetzt immer schöner und man fuhr immer direkt daran entlang. Mittags haben wir an einem Pier gegessen, nebenan das Centre d'art Marcel-Gagnon, bei dem menschenähnliche Steinfiguren um das Haus und in das nahegelegene Felswatt gestellt wurden.

Danach sich wir zum Jardin Métis gefahren: Hier konnte man einen weitläufigen, tollen englischen Landschaftsgarten entdecken und sich in dem ebenfalls künstlerisch angelegten Gemüsegarten an Cocktailtomaten satt essen. Außerdem war das Herrenhaus zu besichtigen, das einen interessanten Überblick auf das Leben dieser etwas skurilen, abseits lebenden Aristokraten gab.

Die Nacht verbrachten wir an einem wunderschönen Campingplatz direkt am Meer bei Sainte-Anne-des-Monts und ab jetzt wurde die Küste der Gaspesie wirklich traumhaft schön. Zunächst haben wir uns bei der bekannten Fischräucherei Atkins et Frères bei Mont Louis mit Räucherfisch eingedeckt und direkt am Strand gegessen. Danach wurde die Küstenlinie richtig spannend. Schroffe schwarze Felsen ragen direkt vom Meer auf. Davor ist auf merkwürdige Art und Weise die Straße eingequetscht. Bei Cap Madeleine haben wir einen kleinen, alten, wie vergessen wirkenden Leuchtturm besichtigt.

Schließlich erreichten wir die Spitze der Gaspesie, wo die Klippen des Nationalparks Fourrillon

aufragen. Abends sind wir noch auf die nahe gelegenen Klippen gestiegen, wo ein Aussichtsturm einen tollen Bick über die Küste bot und haben dann einen windigen Abend am Feuer verbracht.

Am nächsten Morgen konnte man vor stürmisch-schwarzem Himmel die Basstölpel in Formation jagen sehen. Wie Gewehrfeuer schießen diese Vögel ins Wasser und kreisen so die Fischschwärme ein. Dabei nutzen sie die Aufwinde vor den Felsen um sich nach vollbrachter Tag wieder in die Höhe tragen zu lassen.

Diren unserem Campingplatz konnten wir auch unser zweites Stachelschwein sehen, diesmal von ganz nah. Stachelschweine sind gar nicht scheu, und haben einen sehr drolligen Gang. Die Kinder konnten sich gar nicht sattsehen an diesem possierlichen Tier...

Auf der anderen Seite der Halbinsel befinden sich verlassene Häuser der ursprünglichen Ortschaften des Nationalparks, die in eine Art weit verteiltes Freilichtmuseum verwandelt wurden. Hier wurde in einem alten, recht großen Warenhaus gezeigt, was die Einwanderer, die vorwiegend von den englischen Kanalinseln kamen, für ihren eingesalzten Dorsch eintauschen konnten. Ein Stück weiter fand sich dann ein altes Fischerhaus, wo Fiddelmusik gespielt wurde. Die hier lebenden Familien wurden bei der Gründung des Nationalparks zwangsausgesiedelt. Angenehmerweise wird das hier nicht verschwiegen sondern offensiv und durchaus selbstkritisch auf Infotafeln thematisiert, wobei auch die Zwangsausgesiedelten selbst zu Wort kommen.

Nach einem leckeren Essen in Gaspe fuhren bei einsetzender Abenddämmerung Richtung Süden. Bei einer alten Eisenbahnbrücke, mit anschließender langer Nehrungszunge hatten wir den erster Blick auf den Rocher Percé. Abends campten wir direkt an der Steilküste mit Blick auf den Felsen und die etwas weiter entfernt liegende Île Bonaventure, die Basstölpelinsel.


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