Cape Breton I- unvergessliche Landschaften
Unsere letzte Station auf dem nordamerikanischen Kontinent war der nördlichste Teil von Nova Scotia (Neu-Schottland), Cape Breton. Von den wunderschönen Buchten und dem guten Seafood hatte mir damals schon mein Ozeanogaphie- Lehrer während meiner Au-pair Zeit bei New York vorgeschwärmt, und so buchten wir ein Häuschen im kleinen Weiler Skir Dhu an der Osküste der Insel. "Skir Dhu" ist ein gälischer Ausdruck, und bedeutet " schwarzer Stein". Diese alte keltische Sprache wird hier tatsächlich noch gesprochen, was an der Geschichte dieses Landesteils liegt. Vor einigen hundert Jahren kamen tausende gälisch sprechender Einwanderer aus Irland und Schottland nach Kananda, um hier zu siedeln.
Das schottische Erbe ist auch in anderer Formen noch sehr präsent, es gibt viele traditionelle Handarbeiten und Volksfeste mit Kilt und Dudelsack und sogar ein gälisches College. Ansonsten spricht man hier Englisch, während auf der gegenüberliegenden (West) Seite Französisch die Hauptsprache ist.
Gerade hatten wir im Museum auf Prinz Edward Island gesehen, wie die Menschen hier vor hundert Jahren gelebt haben, und nun wohnten wir selbst in so einem „Museum“. Unser Hausherr hatte all die Dinge, die der Erbauer des Hauses und die nachfolgenden Besitzer benutzt und gekauft hatten, bewahrt und gepflegt. So konnten wir den Kindern ihr erstes funktionierendes Grammophon von Edison zeigen, und sie durften sogar selbst die dicken Platten auflegen. Aber immer vorher kurbeln... esweiteren bestaunten wir das alte Klavier, die Original Sägen aus der damaligen Zeit, Bügeleisen, ein Butterfass, altes Besteck ein Waschbrett usw. Vor dem Haus gab es ein riesiges Farn- Reich, womit die Jungs sofort anfingen ein Tipi zu bauen.
Die Gegend um das Haus war ein wahres Wanderparadies. Das erste Mal seit langer Zeit konnten wir einfach losgehen und auf verschlungenen Pfaden entweder zum Meer oder tief hinein in den Wald gehen. Die Bucht war wild und schön, mit großen Steinen und schrägen Felsen.
Der Wald war außergewöhnlich für uns Europäer, da hier so viele verschiedene Bäume wuchsen. Majestätische Baumriesen und kleinere, gemischt mit noch Dutzenden von Buscharten. Richtig mystisch wurde es, als wir tief im Wald die kleinen Plätze einer hier lebenden Schweizerin fanden, die Elchgeweihe an die Bäume gehängt und kleine Bänke aufgestellt hatte. Wir hatten gehört, dass sie es war, die alle Trampelpfade angelegt hätte, die in diesem Teil des Waldes verliefen, und dass, falls wir sie treffen würden, wir ganz freundlich sein sollten...
Auf einem dieser Wege gelangte man zu einem wunderschönen Wasserfall im Wald. Die Jungs waren so begeistert, dass wir ihn ein Stück raufkletterten, bis es zu gefährlich wurde.
Unseren ersten Elch haben wir übrigens direkt an der Straße bei unserem Haus gesehen: Er durchstreifte einen See auf der Suche nach Essbarem....Später hörten und entdeckten wir, dass man diese majestätischen Tiere am besten in der Nähe von Gewässern beobachten kann. Scheu sind sie nicht, selbst das aufgeregte Getanze und Gejohle der Kinder konnte sie überhaupt nicht aus der Ruhe bringen.
Vom Haus aus erkundeten wir die Küste. Der berühmte „Cabot Trail“ umrundet in einer Schleife den nördlichen Teil von Cape Breton und führte direkt an unserem Haus vorbei. Wegen der Straßenführung direkt an der Küste mit teilweise spektakulären Aussichten wird diese bekannte Straße oft „die schönste Straße Nordamerikas“ genannt.
Ungefähr 20 km nördlich von unserem Haus bei Ingonish wird das Gebiet zu einem National Park (mit Eintritt). Dieser Park „ Cape Breton Highlands“ umschließt fast die gesamten Nordteil der Insel, wird aber immer wieder unterbrochen von ungeschützen und Siedlungsbereichen.
Unser Highlight der ungeschützten Bereiche waren der Ort Neil's Harbour, und die beiden Wanderparadiese am nördlichen Zipfel von Cape Breton: White Point und Meat Cove.
Neil's Harbour ist ein kleines Hafendörfchen mit Eisdiele im Leuchtturm, und einem einfachen Restaurant direkt daneben. In unvergleichlicher Aussichtslage haben wir hier oft die berühmte „ seafood chowder“ eine Suppe mit Meeresfrüchten, oder Fish and Chips genossen. Wie in allen Dörfern in der Gegend standen auch hier vor fast jedem Haus die farbenfrohen Hummerfallen, die man sogar als Souvenir mitbringen kann.
White Point ist ein Felsenfinger, der nördlich vom Cabot Trail ins Meer ragt. Hier kann man wunderschöne Küstenwanderungen unternehmen.
Das idyllische Meat Cove ist die abgelegenste Siedlung, die man auf Cape Breton noch mit dem Auto auf einer Schotterpiste erreichen kann. Sie liegt auf dem nördlichsten Landzipfel, und besitzt den wahrhaft schönsten Campingplatz der Welt. Ein kleines Flüßchen fließt an einigen Häusern vorbei ins Meer, die Bucht lädt zu Kanuentdeckungstouren oder auch zum Schwimmen ein (wenn es warm ist), und die Wanderwege führen von hier aus in unbewohntes Gebiet.
Der außergewöhnliche Name (Fleischbucht) kommt übrigens daher, dass die ersten Siedler hier massenhaft die wilden Tiere töteten, jedoch hauptsächlich der Geweihe und Felle wegen. Die Kadaver blieben damals dann einfach liegen.
Vom Ort führt ein kleiner Weg steil den Berg hinauf zu einer wirklich grandiosen Aussichtsklippe hoch über dem Meer. Sobald man aus dem knorrigen Küstenwald hinaustritt, betritt man eine weite Wiese. Klettert man diese bergan, steht man ganz oben auf der Klippe, und kann die gesamte Küstenlinie nach links und rechts mit Felswänden und Buchten bewundern. Der Wiesenweg führt dann noch mal steil bergab Richtung Meer, wo man einen weiteren Aussichtspunkt nahe der Felsen findet.
Wir haben uns in die schöne Herbstsonne gelegt, gepicknickt und diesen Ort in vollen Zügen genossen.