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Chiloe

Dass wir uns auf unserer Tour die Insel Chiloe im Süden Chiles anschauen mussten, war klar: Vor mittlerweile unglaublichen 18 Jahren war ich für ein paar Wochen mit einer Freundin aus Kiel im Rahmen einer Semesterarbeit hier, um Pinguine zu zählen. Es gibt hier nämlich drei kleine Inseln an der rauen Westküste, wo gleich zwei kleine Pinguinarten beieinander brüten, die überall anzutreffenden Magellanpinguine und die selteneren Humboldtpinguine. Die beiden unterscheiden sich im Aussehen nur geringfügig, und bauen Seite an Seite ihre Bruthöhlen. Von Oktober abis Ende März, wenn die Jungen flügge geworden sind, leben sie an Land. Um das darauf folgende Wegziehen nach Arten getrennt aufzuzeichnen, hatten wir damals jeden Morgen um Punkt 7:30 Uhr Marks Spektiv auf der vorgelagerten Halbinsel aufgebaut und gezählt. Zusätzlich mussten wir die Touristenführungen mit übernehmen, da wir in dem wunderschön gelegenen Holzhaus einer privaten Umweltschutzorganisation wohnen durften.

Jetzt sollten die Rollen vertauscht werden, und wir waren die Touristen. Auf der Fahrt nach Punuhil merkten wir schon, dass die Pinguinera im Gegensatz zu damals ein Top-Touristenziel ist: Schon in Ancud wurde mit großen Schildern darauf hingewiesen, und die Straßenbeschilderung leitete einen direkt dorthin. Wo früher nur eine kilometerlange Schotterpiste war, führt die geteerte Straße nun direkt bis zum Strand. Die Tourbusse reihten sich bereits am Strand auf und man wurde professionell abgefangen und nach Tourwünschen befragt. Alle der ehemaligen Bauern und sogar einige Fischer hatten nun große Tourbüros und Restaurants, ein Sprung in die Zukunft!

Die kurze Tour, die wir dann machten, war trotzdem wunderschön und wie damals. Wir sahen Pinguine schwimmen und ans Land kraxeln, alle 4 Kormoranarten die hier wohnen, und andere Seevögel. Nur die Otter waren wohl langsam weggezogen, wie uns unser Führer erzählte.

Das Haus, wo wir damals gewohnt haben, existiert immer noch, wie man auf diesem Bild (hinter unserem Bus) sieht. Es gehört nur mittlerweile der chilenischen Naturschutzorganisation CONAF, und ist in dem kräftigen CONAF-Rot gestrichen...

Nach der Tour kletterten wir noch auf einen inzwischen angelegten Aussichtspunkt, von wo man einen so herrlichen Blick auf die Inseln und die umgebende Landschaft hatte, dass es fast unwirklich schien.

Angefangen hatten wir unsere Chiloe-Rundfahrt jedoch jedoch am Nordzipfel der Insel, der ehemaligen spanischen Festung Ahui. Wir hatten für unseren Bus einen fabelhaften Platz direkt am Meer gefunden, wo wir unsere erste Nacht verbrachten.

Am frühen Morgen kam wie hier an der gesamten Küste üblich, der erste Meeresfrüchte-Sammler, der Mark auch bereitwillig alles erklärte, was er eingesammelt hatte in seinem großen Sack. Auch wir streiften durchs vielfältige Felswatt und entdeckten unter anderem einen tollen Seestern.

Danach besichtigten wir die Festung, wo es wie auf den bereits zuvor besichtigten Festungen viele Kanonen und Gräben zum Erkunden gab. Überall um die Festung konnte man zu schönen Stränden herabsteigen, wo wir dann auch den ganzen Nachmittag verbrachten.

Nach diesem idyllischen Tag an der ruhigen Ostküste fuhren wir zur rauen Westküste. Der Strand Mar Brava liegt nur einige Kilometer nördlich der Pinguinera, und als wir die Holperpiste um die Ecke zur Fischersiedlung rumpelten, öffnete sich ein gigantischer Anblick: ein Meer von spitzen Felszacken türmte sich gegen die untergehende Sonne auf, während der Wind uns um die Ohren pfiff. Schöner und wilder geht es nicht!

Nach einer lauten Nacht, da der Wind mit unserem mit unserem Fachzelt spielte, wollten wir mit den Jungs noch den riesigen Strand erkunden, und fanden tolle Naturspielzeuge zum Kämpfen.

Chiloe ist neben seiner großartigen Natur, den reichen Legenden über Hexen, Trolle und Zauberer und dem guten Essen - wir sind leider wieder nicht dazu gekommen, Curanto zu probieren - für seine wunderschönen Holzkirchen bekannt. Diese werden mit den aus dem Schiffsbau bekannten Techniken mit verschiedenartigen Holzaufbauten und Verbindungen gebaut. Ganz toll konnte man dies im Museum in dem Städtchen Ancud bewundern. Dort gab es neben detailgetreuen Nachbildungen aller wichtigen Kirchen in Chiloe auch allerlei Originalteile wie Türen, Fenster und Kreuze zu sehen. Beherbergt war das Museum ebenfalls in einer alten Kirche, so dass zusammen mit dem durch die Kirchenfenster einfallenden bunten Licht eine einzigartige Atmosphäre entstand, die auch die museumsscheuen Kinder überzeugte. Zusätzlichen Spaß machte die Besteigung des Glockenturms und der damit verbundene Innenansicht des Kirchaufbaus.

Wo ich es damals nur zu einer Kirche in der Hauptstadt Castro geschafft hatte, wollten wir daher jetzt eine Kirchentour über die Insel machen.

Nachdem wir uns kurz die Stadt Quemchi angeschaut und die Nacht in der Nähe verbracht hatten,

war San Antonio de Colo unsere erste Kirche. Den Schlüssel holte man sich in der gegenüberliegenden Pension, und schon kletterten wir unseren zweiten Kirchturm hoch. Es gab hier keine Leitern oder Treppen, man musste einfach im Gebälk hochsteigen. Von oben hatte man einen tollen Ausblick auf das Meer und den Friedhof. Die Kirche selbst war, wie es hier typisch ist, ganz bunt ausgemalt und sehr fein geschmückt.

Auch von außen leuchten viele der Kirchen in schönen Farben, wie wir bei unserem übernächsten Stopp sahen: Die schöne Kirche des hübschen Dorfes Tenaun ist in verschiedenen Blautönen gehalten, ergänzt von strahlendem Weiß. Nach einigem Kopfwiegen und Sicherheitsermahnungen ließ uns die nette Küsterin auch hier den Glockenturm besteigen, was jedes Mal wieder einzigartig war. Hier ging es am höchsten hinaus, und wir blieben einige Zeit um den Ausblick zu genießen.

Auf dem weiteren Weg sahen wir noch einige Kapellen, die wir aber nur von außen anschauten.

In der etwas größeren Statd Dalcahue waren wir dann auch schon etwas kirchenmüde, und man durfte leider auch nicht auf den Kirchturm klettern. Erschöpft kamen wir in der Hauptstadt Castro an, wo wir erstmal essen waren, und uns dann die Stadt mit den typischen Pfahlbauhäusern und dem regen Markt anschauten.

Den Nationalpark und das Curantoessen heben wir uns fürs nächste Mal auf. Adios Chiloe!


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