Versunken im Parque Alerce Andino
Die Alerces sind die altertümlichen Baumriesen des Südens, die etwas an die Redwoods Nordamerikas erinnern. Und im Parque Alerce Andino, der etwas südlich von Puerto Montt am Eingang der Carretera Austral liegt, gibt es mehr als ein schönes Exemplar zu bewundern. Wenig ist von diesen tollen Bäumen übriggeblieben, wohl auch, weil ihr Holz so witterungsbeständig ist und sich so hervorragend zum Hausbau eignete.
Als wir nach kurzer Schotterpistenfahrt am späten Nachmittag am Eingang des Parks ankamen, mussten wir erstmal feststellen, das wir nicht mehr hineinkonnten. Die Ranger kreuzten gerade die letzten der wenigen, zurückkommenden Tageswanderer ab. Ein Graufuchs lief auf dem Parkplatz herum und sah uns verspielt an. Er hatte wohl auch noch nicht so richtig mitbekommen, dass er als scheues und wildes Tier eingeplant war. Also sind wir zunächst zu dem wunderschönen Campingplatz zurückgefahren, der verlassen, direkt vor dem Eingang des Parks im wilden Regenwald, am großen Fluss und vor dem beeindruckenden Bergmassiv im Hintergrund angelegt war. Hier war der Eigentümer des Campingplatzes damit beschäftigt, die zahlreichen Schäden des Winters zu reparieren. Unterstände, Häuschen etc. wurde alles aus dem Holz des umgebenden Waldes selbst gebaut und oft sogar die Bretter dazu einfach mit der Kettensäge zugesägt.
Am nächsten Morgen war es dann so weit und wir konnten durch den Nationalpark spazieren. Es gab nur einen, allerdings sehr komfortablen Weg, der entlang des Flusses durch zunehmend dichten Regenwald führte. Riesiege Farnwedel säumten die Seiten. Wollte man kurz vom Weg abweichen, versank man unverzüglich im dichten Unterholz, der Boden war an vielen Stellen durch Massen von herumliegenden Holz bedeckt, in das man sofort einbrach. Also immer dem gepflegten Weg entlang, der in Teilen immer wieder neu angelegt werden musste, da Bereiche durch umgestürzte Bäume etc. unbrauchbar geworden waren. Er führte uns bei schönsten Wetter durch dicht von Moosen, Flechten, Hautfarnen und blühenden Lianen umschlungenen Baumriesengruppen, die ich immer mit Hilfe des Fernglases zu bestimmen versuchte. Jedes Mal war es eine andere Baumart. Wasser rann von jedem verfügbaren, dicht bemoosten Felsen. Es war meine schönste Wanderung der gesamten Tour!
Schließlich kamen wir an einem schönen Wasserfall an und etwas den Abhang hinauf stand dann der König des Tals, seine Majestät Alerce Andino.
Ich hatte allerdings noch nicht genug und wollte noch den eigentlich gesperrten Weg (eine Brücke war eingbrochen, man musste also über einen Bach hüpfen) hinauf zur "Laguna Chaiquenes" gehen. Hier wurde der Weg jetzt etwas holpriger und es ging den Berg hinauf. In vielen Bereichen ging man über in den morastigen Boden eingelassene Baumstämme, die sich in unterschiedlichen Stufen der Vermoderung befanden. Die richtige Aussicht wollte sich aber wegen des umgebenden Waldes nicht einstellen und so landeten wir schliesslich an einem ganz einsamen Bergsee, der im dichten Wald vergessen dalag. Auf dem Rückweg konnte man sich dann alles in Ruhe noch einmal aus anderer Perspektive ansehen, dann nach dem Abkreuzen noch mit dem Ranger noch über essbare Früchte im Wald etc. schwatzen und schon fuhren wir wieder an der Küste in Richtung Puerto Montt.