Das ferne Land: Peninsula Valdes
Einen 800 km Abstecher von unserer Route Bariloche-Feuerland nach Süden, nur um eine Halbinsel in Argentinien am Atlantik anzuschauen?
Aber was für eine: Die Halbinel ist ein Naturreservat auf der UNESCO Welterbeliste. Hier gibt es die einmalige Gelegenheit, die südlichen Glattwale oder Südkaper hautnah zu erleben. Von Juni bis Anfang Dezember kommen die Wale in die geschütztesten Buchten an der Atlantikküste, um ihre Jungen zu gebären und großzuziehen. In den Buchten der Valdez- Halbinsel kommen diese zutraulichen und vollkommen angstfreien Tiere sogar bis auf einige Meter ans Land heran. Viele Besucher, die am Strand übernachteten, berichten, wie sie nachts die Wale „schnarchen" hören konnten. Wegen diesem furchtlosen Verhalten konnten die englischen Walfänger sie natürlich sehr gut fangen und töten, und gaben der Art den Namen „ Right Whale“, der richtige Wal. Fast wären die Tiere dadurch ausgestorben, bis schließlich ein Fangverbot ihnen wieder auf die Beine half. Zusätzlich leben hier noch Kolonien von See-Elefanten (diesmal die südlichen, die nördliche Art hatten wir ja bereits in Kalifornien gesehen), Seelöwen, Magellanpinguinen und gelegentlich schauen die Orkas zum Jagen vorbei. An Land leben in der trockenen Steppenlandschaft Nandus (große Laufvogelart), Gürteltiere, Guanacos (Lamaverwandte) und die lustigen Pampahasen, eine Mischung aus Hase und Reh.
Obwohl wir Anfang Januar am Ende der Walsaison waren, fassten wir nach Langen hin und her den Entschluss, die Fahrt doch zu wagen. Unser erster Stopp nach einer 8-stündigen Tour durch die argentinische Pampa war dann schon ein Strand kurz vor dem Naturschutzgebiet. Hier konnte man herrlich mit Lehm spielen und bauen, und am Strand mit Gitarre entspannen. Ganz in der Nähe war der Playa Prismatico, wo es ähnlich farbenfroh wie in der Wüste aussah, nur dass das Meer genau hinter dem Abhang lag.
Am nächsten Tag fuhren wir in das Naturschutzgebiet, und schauten uns als erstes die Elefanten Insel an. Diese heisst so, weil man denkt dass der berühmte "Hut" aus dem Buch der kleine Prinz seine Form von dieser Insel hat. Abgesehen davon ist hier aber zumindest ohne Fernglas fast nichts vom reichen Vogelleben zu sehen, also suchten wir einen netten Übernachtungsplatz - und fanden den meiner Meinung nach allerschönsten unserer Reise. Über eine Schotterpiste gelangt man nach einer halben Stunde von dem einzigen Dorf der Insel - Puerto Piramides - über roten Sand zu roten Klippen direkt am Meer. Hier endet der Weg, und eine flache Steinebene, verziert durch große wahllos herumliegende Felsbrocken, offnet sich - einsam und doch direkt gegenüber des Dorfes, dessen Lichter man Abends übers Meer schimmern sieht.
Direkt an einer Steilklippe war eine Kolonie von Kormoranen
Am nächsten Tag brausten wir etwas schneller als die vorgeschriebenen 60 km/h über die Schotterpisten 70 km nach Punta Norte, wo sich die Orkas häufig zeigen. Gerne hätten wir eine ihrer Attacken auf die am Strand liegenden Seeelefanten oder Seelöwen gesehen, doch an diesem Tag war leider keine einzige Schwertwalflosse im Meer zu sehen. Dafür konnten wir das lustige Wabbeln der Seeelefanten Mütter beobachten, die auf ihre sehr viel flinkeren Kleinen aufpassen mussten. Ebenfalls lustig sahen einige Exemplare aus, die gerade beim Fellwechsel waren....
Auf der Rückfahrt am Meer entlang kamen wir an einer Magellanpinguinkolonie vorbei. So nah wie hier hatten wir die Kleinen noch nie gesehen, die Bruthöhlen lagen direkt am für Touristen gezogenen Drahtzaun. Ole und Leif entdeckten sogar kleine Küken in den Löchern, die abwechselnd von ihren Eltern bewacht wurden.
Wir hielten noch bei einigen anderen Aussichtspunkten an Meer und Pampa an, doch ein Gürteltier konnten wir leider nirgends entdecken.
Für den nächsten Morgen hatten wir eine Walbeobachtungstour von Punta Piramides aus gebucht, da wir von Land aus keinen Wal mehr erspähen konnten. Und hier haben wir tatsächlich die drei letzten Mütter mit ihren halbwüchsigen Kindern gesehen! Ein Mutter-Kind Paar tauchte ganz nah an unser Boot heran und umkreiste es, das Kalb spielte übermütig mit seiner Mutter, planschte und rollte sich immer wieder um die eigene Achse. Mit einem lauten Schnaufen atmeten die beiden aus, so dass man fast nass wurde - ein einzigartiges Schauspiel.
Mit diesen Bildern im Kopf ging es dann wieder auf die 8-stündige Rückreise, die auch ohne weitere Zwischenfälle verlief.