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Ende der Welt: Lago Kami & Beagle Kanal

Der Tag war schon als eiskalt angekündigt worden, und so kam es dann auch. Bei Tagesmaximaltemperaturen von 4-5 Grad, leichtem Regen und einer durchaus steifen Brise kamen wir in Tolhuin am Lago Kami an. Wir haben uns hier dann auf dem Campingplatz Hain eine ganz tolle Cabana gemietet - groß, geräumig und liebevoll mit künstlerischen Flair ausgestattet und mit einer großen Panomarascheibe direkt zum See hin, der nur 10 Meter entfernt war. Der riesige Ofen war wohl der alte Dampfkessel eines Schiffes den Roberto mit Kieselsteinen, die durch ein Drahtgeflecht zusammengehalten wurden, verkleidet hatte. Man fühlte sich ein bisschen wie ein Heizer, wenn man die Riesenbrocken Nothofagus-Holz in den Kessel schmiss und bald war die Cabana lauschig warm.

Patricia und ich machten noch einen kleinen Winterabendspaziergang am See entlang einer Lagune bis zum nahegelegenen Wald. Der Wind war schneidend und eiskalt. Am nächsten Morgen hatte sich alles gewandelt. Die Sonne schien, es war 10-15 Grad wärmer und bei klarem Himmel konnte man nun die imposanten, schneebedeckten Gipfel der Anden hinter dem See sehen.

Dehlia und Roberto haben diesen Campingplatz über 20 Jahre aufgebaut und dabei neben den Cabanas und den Unterständen alle möglichen Kunstwerke aus Recyclingmaterial gebaut. Direkt nebenan haben sie noch einen kleinen Erlebnispark für Kinder gebaut und jetzt, bei dem guten Wetter, haben wir den noch ausgiebig erkundet.

Danach ging es über den Pass Richtung Süden. Es hatte über Nacht ausgiebig geschneit und wir machten eine kleine Schneeballschlacht auf dem Pass. Dann ging es wieder ins Tal und bald hatten wir Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt, erreicht. Hier lebt viel von den in die Antarktis fahrenden Kreuzfahrtschiffen, die vom Beagle Kanal aus in Richtung Südkontinent starten. Wir fanden die Stadt trotz eines hohen Neppanteils recht angenehm vor allem die Lage in einem Talkessel der Anden mit Beaglekanal davor. Man konnte am Wasser spazierengehen und wir haben in einer Art Museumscafe, das ein früher ein Kolonialwarenladen war, gut gegessen.

Abends sind wir noch in Richtung Gletscher den Berg hinaus gefahren und sind hier zunächst durch dichten, verwobenen, feuerländischen Wald mit Papageienpärchen und dann entlang der Skipiste bis zu den alpinen Polsterformationen. Ganz zum Gletscher haben wir es nicht geschafft.

Es wurde dunkel und nach dem Abstieg sind wir zu einem Gratiscampingplatz Richtung Park “Tierra del Fuego” gefahren, der schön entlang eines Flüsschens gelegen war.

Am nächsten Morgen weckte uns das Geheul mehrer Dampflokomotiven. Seit einigen Jahren verkehrt hier mehrmals täglich die Dampfeisenbahn “Tren del fin del Mundo”, die wohl langsamste und teuerste Bahn der Welt. Sie hat aber eine sehr nette Atmosphäre und mit den Jungs haben wir den Museumsbahnhof angesehen und dann dem Zug nachgewunken.

Der Zug geht zurück auf eine alte Schmalspurbahn, die Ushuaia mit Holz und anderen Baumaterialien aus dem Hinterland versorgte. Die Arbeiter war größtenteil Sträfling eines Gefangenenlagers in Ushuaia, das heute ein Museum ist. Wir haben uns dann noch, nachdem ein weiteres Museum über die Jaganes, die in Kanus lebenden Indianer, geschlossen war, das “Museo al Fin del Mundo” angesehen.

Schließlich machten wir uns noch entlang des Beagle Kanals zur Estancia Harberton auf. Nach langer Fahrt durch dichten Wald und Schafweiden entlang des Beagle Kanals erreichten wir diese schließlich. Zunächst haben wir uns hier das Museum über marine Tiere angesehen, das zur Estancia gehört. Dies wurde von der Biologin Nathalie Goodall gegründet. Es besteht vor allem aus einer riesigen Anzahl von Wal- und Delphinskeletten, die alle aus Feuerland stammten. Hier gibt es einige Buchten in der jedes Jahr neue Skelette gefunden werden und das private Museum betreibt eigene Wissenschaft und macht ausführliche Sammlungen. Die Biologin, die uns herumgeführt hat, hatte zu jedem Skelett etwas Interessantes zu berichten und wir waren alle schwer beeindruckt.

Danach gingen wir noch auf die eigentliche Estancia, auf der wir eine Führung hatten, bei der es um das bewegte Leben vonThomas Bridges, dem Gründer der Estancia, und seinen Nachkommen ging, die hier und auf den umliegenden Inseln Schafe hielten und in engem, respektvollen Kontakt mit den eingeborenen Indianern lebten. Heute gibt es hier weder Indianer noch Schafe. Die Indianer sind ausgestorben und die Schafe zu 80% vor etwa 25 Jahren in einem besonders harten Winter umgekommen, so dass die Estancia heute fast ausschließlich von ihrem Museumsbetrieb lebt.

Nach dem Besuch fuhren wir noch 10-15 km weiter und übernachteten direkt am Beaglekanal in einem Wäldchen, Patricias persönlicher Favourite. Etwas weiter endete die Strasse. Das haben wir uns geschenkt. Wir nahmen am nächsten Morgen dann Kurs auf Punta Arenas über den kleinen Umweg “Königspinguinkolonie”.


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