Buenos Aires- die Feiertage in der Hauptstadt
Die argentinische Hauptstadt haben wir als eine Stadt voller Gegensätze kennengelernt. Auf der einen Seite die prachtvollen Paläste, alte herrschaftlichen Häuser aus der Zeit um die Jahrhundertwende und breite Prachtstraßen, was der Stadt den Beinamen „Paris Südamerikas“ eingebracht hat. Dazu passt auch die im Gegensatz zu allen anderen Ländern Südamerikas auspeprägte Kaffekultur mit altehrwürdigen Kaffeehäusern, die wir leider nie besucht haben...
Auf der anderen Seite gibt es die allgegenwärtige Armut und die Auswirkungen der schon lange währenden Wirtschaftskrise des Landes. Diese äußerte sich für uns darin, dass erstens das landeseigene Geld, der argentinische Peso, ein nicht gern gesehenes Zahlungsmittel war. Lieber nahm man Dollar, Euro oder den brasilianischen Real, doch wir hatten dummerweise nur chilenische Pesos zu bieten.
Zweitens waren wir beinahe immer auf der Suche nach einem Geldautomaten, der auch wirklich Geld hergab. Zumindest 100 Euro...
Einmal konnte uns tatsächlich ein Obdachloser eine Bank empfehlen, die ausländische Karten akzeptierte, und bekam dafür ein dankbares Trinkgeld!
Unsere Obdachlosen- Nachbarn in unserem Viertel kannten wir auch schon nach wenigen Tagen, jeder hatte seinen Stammplatz an einer bestimmten Straßenecke, wo er immer gegen 10 Uhr abends mit Matratze und Hund aufkreuzte. Vor dem Parlamentssitz hatten sich einige Obdachlose sogar kleine Hütten mit Grill und Außenanlage angelegt.
Obwohl wir hier auch das erste Mal offene Straßenkleinkriminalität sahen, erlebten wir die Atmosphäre der Stadt als offen und freundlich.
Trotz der schwülen Hitze schauten wir uns viele Sehenswürdigkeiten der Stadt an, zuvorderst die Casa Rosada, das rosa Haus. Dies ist der Präsidentenpalast, an dem auch der älteste Platz der Stadt, die Plaza de Mayo, liegt. Hier wird voller Solidarität der Mütter gedacht, die sich während der Militärdiktatur auf diesem Platz versammelten um zu protestieren und die Öffentlichkeit auf das Schicksal ihrer verschleppten Kinder hinzuweisen.
Den Jungs gefiel besonders der Wachwechsel mit Einholen der Flagge vor dem
Gebäude.
Die verschiedenen Stadtviertel haben, wie überall auf der Welt, ihren jeweils eigenen Charakter. Uns gefiel San Telmo, wo Kopfsteinpflaster an Antiquitätenläden vorbeiführen und mit einer alten Markthalle, wo es wirklich alles zu kaufen gibt.
Das arme Viertel La Boca gilt für Touristen als unsicher, ausgenommen sind winzige und genau abgesteckte Touristenbereiche. Diese sind auch in jedem Reiseführer verzeichnet und Busladungen voller Menschen ergießen sich dann in die kleinste Straße des Viertels, den „ Caminito“.
Berühmt ist das Viertel geworden wegen seiner vielen kleinen, farbenfroh angestrichenen Häuser mit selbstgefertigter Wandmalereien oder anderen Kunstwerken. Ein bisschen hat es mich an das „Heidelberg Project“ in Detroit erinnert.
Nach 80 Metern Spaziergang durch den Caminito ist die Grenze aber auch schon erreicht. Die absolute Grenze ist dann die Brücke Nicolas Avellaneda über den dreckigsten Fluss der Welt, Rio Matanza Riachuelo. Ein Angestellter eines Museums bestätigte uns noch mal, dass man gerne im Brückenkopf hochgehen dürfe, und sich La Boca von oben anschauen - das sollte man sogar unbedingt tun - aber keinesfalls an der anderen Seite wieder runtersteigen. Wir zogen kurz in Erwägung mit einem jungen Mann auf seinem alten Ruderboot einmal durch den Müll ans andere Ufer und wieder zurück zu fahren - ohne einen Fuß ans gefährliche andere Ufer zu setzen - aber die Mehrheit der Familie war dann doch dagegen. Zwei Teenie Mädchen setzten sich darauf lachend ins Boot, und glitten hinüber.
Das Museum Benito Quinquela Martin hat uns sehr gefallen, sowohl von Innen ( tolle Malereien und andere Ausstellungsgegenstände des hier geborenen, später berühmt gewordenen Künstlers), als auch von außen ( tolle Aussichtsterassen mit Blick auf den Caminito und die bunt bemalten Pflastersteine).
Flora Generica heißt ein riesige Metalldenkmal einer Blume, welches sich früher mal sogar im Tagesverlauf bewegen konnte...Es steht im Norden der Stadt in einer ausgedehnten Grünanlage, und wurde von uns ausgiebig bewundert. In der Nähe liegen auch der Zoo und der japanische Garten, in dem wir einen schönen Abend verbrachten.
Auch das moderne Hafengelände bietet viele schöne Fotomotive.
Einzig das Meer zeigt sich in Buenos Aires eigentlich nie von seiner schönen Seite. Die Farbe des Wassers variiert von schmutzig braun bis grün, Strände gibt es so gut wie keine und baden ist offiziell überall verboten. Nur in dem Naturschutzgebiet „Reserva Ecologia Costanera Sur“ wollten wir es einmal versuchen, wurden dann aber durch einige Strauchdiebe und die fortgeschrittene Tageszeit davon abgehalten...
Am Weihnachtstage haben wir natürlich selbstgebackene Kekse gegessen, und als Festessen gab es Putenbraten. Abends gingen dann die Lichter an unserem ersten Plastiktannenbaum an, und jeder bekam eine Kleinigkeit, die auch noch Platz im Koffer hatte.
Über die ganzen Feiertage war die quirlige Stadt wie ausgestorben, so dass wir eine wirklich schöne, besinnliche Zeit erlebt haben.